Die Tochter von Edzard Lübbert Ferdinand Rösingh und Euphrosina Juliana Rösingh geb. Brawe lebte von 1769 bis 1839. Ihr Elternhaus ist eines der Gebäude Leers, die aufgrund der Schäden nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise neu gebaut wurden. Heute befindet sich darin das Gemeindehaus. Maria Catharina Rösingh wurde am 19. Februar 1839 in der Familiengruft unter der Lutherkirche beigesetzt.
Als unverheiratete Frau mit eigenem Vermögen stiftete Maria Rösingh bereits zu ihren Lebzeiten mehrere Male große Summen an die 1675 gegründete lutherische Kirchengemeinde Leer. In ihrem Testament setzte sie die Kirchenkasse und die Armenkasse der Lutherkirchengemeinde als ihre Haupterben ein. Pachterträge aus einem ebenfalls zum Erbe gehörenden Hof östlich von Norden werden bis heute für die diakonische Arbeit der Lutherkirchengemeinde verwendet.
Auch die die Armenkassen der katholischen und der reformierten Gemeinde in Leer wurden von Maria Catharina Rösingh bedacht.
Als die Christuskirchengemeinde Leer im Jahr 1900 gegründet wurde, erhielt sie von ihrer Mutterkirchengemeinde als „Aussteuer“ einen wichtigen Teil des für die Armenkasse bestimmten Erbes.
geb. 25.8.1773 in Ellrich
gest. 26.8.1848 Leer Superintendent luth.
Die Geburtsstadt von Lentz gehörte zur Grafschaft Hohenstein, dem früheren Namen des Landkreises Nordhausen, im Bezirk Erfurt. Hier war sein Vater, Sigismund Daniel Lentz, Kanzleidirektor der preußischen Kriegs- und Domänenkammer. Lentz besuchte von 1786 bis 1794 die drei oberen Klassen des Domgymnasiums in Halberstadt und studierte von 1794 bis 1796 in Halle.
Alte Familienbeziehungen – sein Großvater Daniel Lentz (s. dort) war Kammerpräsident von Ostfriesland – führten ihn nach Ostfriesland, und bei einem dieser Besuche nahm er den Antrag an, für den an der lutherischen Kirche zu Leer erkrankten Kircheninspektor Samuel Heinrich Sebastian Spielter zu predigen, obwohl ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht die „licentia concionandi“ erteilt worden war. Im Mai 1797 erhielt er von der Ostfriesischen Landschaft das Indigenat und danach auch das offizielle Predigerrecht. 1798 folgte er einem Ruf nach Pogum und wurde dort am 28. September ins Pfarramt eingeführt.
Lentz blieb in Pogum bis 1804 und schrieb darüber, dass er „daselbst 6 Jahre lang so glücklich lebte, daß ich diese Zeit gerne zur schönsten meines Lebens zähle“. Sicherlich liegt ein Grund darin, daß ihm während dieser Zeit seine Cousine und spätere Frau Friederike Auguste Schnedermann begegnete, die er am 28. Oktober 1799 heiratete. Am 12. Dezember 1806 wurde Helene Eleonore, am 24. Januar 1809 die zweite Tochter Christiane Juliane Caroline geboren. Anlässlich ihrer Silberhochzeit bekamen sie 1824 von der Schwester der Silberbraut, Frau Katharina Juliane Kettler, geb. Schnedermann, den legendären „Tischbecher“ geschenkt, aus dem Martin Luther getrunken haben soll. Dieser Becher ging 1840 an eine seiner beiden Töchter, die mit Lentz’ Neffen Ludwig Lentz, Pastor der lutherischen Gemeinde in Amsterdam, verheiratet war. Die andere Tochter war mit August Hinrichs in Bingum verheiratet.
Lentz war vom 6. September 1804 bis zum 24. April 1811 Prediger in Bingum und wurde am 28. April 1811 nach der Wahl durch die lutherische Kirchengemeinde von Generalsuperintendent Müller auf die zweite Pfarrstelle nach Leer berufen. Im Jahr 1827 übernahm er die erste Pfarrstelle und ab 1828 bis zu seinem Tode im Jahr 1848 das Amt des Superintendenten. Somit wirkte er über 37 Jahre in der lutherischen Kirchengemeinde Leer.
1842 war Lentz Mitbegründer der Generalkonferenz der lutherischen Geistlichen Ostfriesland und wurde deren erster Präsidiumsvorsitzender. Die Generalkonferenz entwickelte sich zu einer Predigersynode, befasste sich aber auch mit den politischen Verhältnissen und gab Erklärungen ab. Ein Beschluss von 1848 wandte sich gegen die Trennung von Kirche und Schule.
Lentz sorgte durch seine Hartnäckigkeit dafür, dass die schulischen Verhältnisse in Leer in Seite 2 Ordnung gebracht wurden. Ihm ist es zu verdanken, auch wenn die ersten Vorhaben 1818 und 1827 keinen Bestand hatten, dass es ab dem 2. September 1835 eine voll funktionierende „Schul-Commission für sämmtliche Elementar-Schulen“ in der Stadt Leer gab, deren erster Präses Lentz von 1835 bis 1838 war. Dabei erreichte er, dass die Vertreter der unterschiedlichen Konfessionen zu gemeinsamen Gesprächen zusammenkamen. So tagten fortan die lutherischen, reformierten, katholischen und mennonitischen Prediger und Lehrer gemeinsam; auch das ist ungewöhnlich in jener Zeit, in der die Volksschulen noch Konfessionsschulen waren. Gemeinsam wollte man fortan vor allem den regelmäßigen Schulbesuch der schulpflichtigen Kinder von 5 bis 14 Jahren fördern und heben. Er war zwar weitaus besser als in den Dorfschulen Ostfrieslands, lag aber auch in der Stadt Leer im Argen, wo bis zu zehn Prozent der Kinder überhaupt nicht in die Schule gingen. Durch ständige öffentliche Mitteilungen, die Lentz nach dem Gottesdienst in allen Kirchen verlesen ließ, redete er den Leuten ins Gewissen, „dass ein standmäßiger Schulunterricht für die Jugend, unter allen das Wohl der Menschheit befördernden Mitteln eines der wirksamsten sei“ (Publicandum vom 30.9.1827). Die vielen von Lentz erhaltenen Protokolle über die Sitzungen der Schulkommission zeigen, dass man in gemeinsamen Versammlungen erfolgreich versucht hat, die anstehenden schulischen Probleme über alle konfessionellen Schranken hinweg zu lösen.
Lentz und diese demokratisch zustandegekommene und nicht von vorgesetzten Dienststellen verordnete, aber auf Antrag legitimierte Selbstverwaltungsinstitution schafften es, dass 1845 nur noch 1,4 Prozent der Volksschulkinder in den Schulen der Stadt Leer fehlten. Zurecht kann Lentz deshalb auch als Inspirator und Motor für eine erfolgreiche Schulpolitik des Leeraner Volksschulwesen der Jahre von 1818 bis 1848 bezeichnet werden.
Lentz starb an einem „Nervenschlag“ einen Tag nach seinem 76. Geburtstag und ein Jahr bevor er sein 50-jähriges Dienstjubiläum hätte feiern können. Mit seiner Frau Friederike Auguste war er nahezu 50 Jahre glücklich verheiratet gewesen.
Werke: s. Reershemius, Nachtrag 1823, S. 31; Die Einhundert und Fünfzigjährige Kirchweihfeyer nebst Denkwürdigkeiten der evangelisch-lutherischen Gemeine zu Leer, hrsg. von C. L. F. Lentz, Leer 1825.
Quellen: Archiv der ev.-luth. Kirchengemeinde Leer, Rep. I 18 333, Rep. I 19 333 und „Todten Protocoll“ (Buch von 1815-1852, S. 240 f.); StAA, Rep. 138 I, Nr. 1252-1254, insbes. 1254, S. 150 ff.; Landeskirchenamt Hannover, Landeskirchliches Archiv, Pfarrbestellungsakten Leer, luth.; Wilhelm L a n g e, Die Familien der Kirchengemeinde Bingum <1760-1900>(Ostfrieslands Ortssippenbücher, 36), Aurich 1994, S. 430, Nr. 1651.
Literatur: Nachruf in: Amtsblatt für die Provinz Ostfriesland, 1848, S. 1575; Zur Geschichte der evangelisch[1]lutherischen Gemeinde Leer. Zur zweiten Säcular-Feier der Kirche hrsg. von Pastor Warnke, Leer 1875; Th. L i n n e m a n n, Einhundertfünfzig Jahre aus der Geschichte der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde zu Leer. Festschrift zum Einweihungstage der alten, jetzt erneuerten Kirche, den 13. November 1910, Leer [1910] (Portr.); Menno S m i d, Ostfriesische Kirchengeschichte (Ostfriesland im Schutze des Deiches, 6), Pewsum 1974, S. 521 (Portr.); d e r s., Aus der dreihundertjährigen Geschichte der Lutherkirche in Leer, in: Festschrift der Lutherkirchengemeinde Leer zur 300-Jahr-Feier am 24. September 1975, Leer [1975]; Joseph K ö n i g, Luthers Tischbecher und Ostfriesland. Sein Weg durch die Geschlechter Lentz, Schnedermann, Kettler und sein jetziger Standort, in: Ostfriesland. Zeitschrift der Ostfriesischen Landschaft und der Heimatvereine, 1953, H. 3, S. 26 f.; Helmut S p r a n g, „Schul-Commission für sämmtliche Elementar-Schulen“ in der Stadt Leer. Zur Schulgeschichte des 19. Jahrhunderts, Oldenburg 1994.
Porträt: Ölbild im Sitzungssaal des Martin-Luther-Hauses in Leer (Abdruck bei L i n n e m a n n, S. 78 und S m i d, S. 521).
Helmut Sprang